Zahnbehandlung

Die Zahnbehandlung beim Pferd – ein wichtiges und zugleich komplexes Thema. Doch wie funktioniert das Pferdegebiss überhaupt und welche Probleme können im Laufe des Pferdelebens entstehen?

Bereits bei der Geburt sind die Fohlen mit den ersten Zähnen ausgestattet, der Zahnwechsel beginnt etwa ab dem 3. Lebensjahr, vollständig ausgebildet ist das Gebiss dann zwischen dem 5. und 6. Jahr. Neben Schneide- und Backenzähnen können dabei noch die sogenannten Wolfs- und Hengstzähne entstehen. Diese haben mittlerweile zwar keine Funktion mehr und sind nicht bei jedem Pferd vorhanden, können aber zu gesundheitlichen Problemen und Zahnschmerzen führen.

Das Kauen erfolgt durch Mahlbewegungen von Ober- und Unterkiefer. Dabei gleiten die Zähne übereinander und zerkleinern so das aufgenommene Futter. Durch diesen Mahlvorgang nutzt sich die Zahnoberfläche stetig ab. Dass die Zähne über die Jahre nicht immer kleiner werden, ist auf das Nachschieben der Zähne aus dem Zahnfach zurückzuführen. So nutzen sich die Zähne pro Jahr etwa um 2-4mm ab, werden jedoch auch entsprechend nachgeschoben. Zwar wird dabei der Eindruck erweckt, dass die Pferdezähne ein Leben lang weiterwachsen, doch ist dies nicht der Fall. Durch das Nachschieben verkürzt sich die Zahnwurzel, sodass der Zahn insgesamt kürzer wird, auch wenn der im Maul sichtbare Anteil gleich groß bleibt.

Im besten Fall führen unsere Pferde ein beschwerdefreies Leben, häufig werden sie jedoch von Zahnproblemen geplagt, die dabei gezeigten Symptome sind vielfältig. Viele Pferde zeigen ein verändertes Fressverhalten, das Tier frisst weniger oder langsamer, krümelt beim Fressen. Oft finden sich neben der Futterstelle auch kleine Röllchen aus Raufutter. Wenn das Mahlen des Futters nicht mehr optimal funktioniert, schiebt das Pferd das Futter lediglich im Mund zwischen den Wangentaschen hin und her, bis es die dabei entstandenen Röllchen schließlich fallenlässt. Man spricht hier vom Wickelkauen. Auch ein vermehrtes Speicheln, Mundgeruch, Gewichtsverlust oder Schwellungen im Bereich von Gesicht und Kiefer können auf Zahnschmerzen hindeuten. Ebenso das Verweigern von hartem Futter wie Möhren und eine generelle Unwilligkeit gegen den Reiter.

Daneben können auch Verhaltensänderungen auf Zahnprobleme zurückgeführt werden. Ergeben sich plötzlich Rittigkeitsprobleme, wie Schwierigkeiten in der Anlehnung, Verwerfen, fehlendes Herantreten an das Gebiss oder auch ein Auflehnen gegen die Zügel, sollte ein Blick in das Pferdemaul geworfen werden. Auch das vielbekannte Headshaking, also schlagende oder zuckende Bewegungen von Kopf und Hals kann ein Symptom für Zahnschmerzen sein.

So vielfältig wie die Symptome, sind auch die Ursachen für Zahnleiden beim Pferd. Häufig hervorgerufen durch eine ungleichmäßige Abnutzung einzelner Zähne. Dabei können scharfe oder überlange Kanten und Zahnspitzen entstehen, die wiederum zu Verletzungen der Schleimhaut oder Zunge führen und so Schmerzen beim Kauen und Reiten verursachen. Stehen einzelne Zähne in der Zahnreihe über, sind also länger, spricht man von Zahnhaken. Das normalerweise kurvenartig geformte Gebiss kann sich zu einem Wellen- oder Treppengebiss verändern. Die einzelnen Zähne werden dabei so unterschiedlich abgenutzt, dass der Zahnverlauf der Form einer Welle oder einer Treppe gleicht. Durch die veränderte Gebissform können sich zwischen den einzelnen Zähnen Zahnzwischenräume bilden, in denen es leicht zum Feststecken von Futterresten kommt. Die Futterreste beginnen zu gären, das umliegende Gewebe entzündet sich und es entstehen tiefe Taschen im Zahnfleisch, die bis in den Kiefer reichen können.

Die bereits erwähnten Wolfs- und Hengstzähne können ebenfalls Auslöser von Schmerzen sein. Die Wolfszähne sind zumeist klein und spitz, wodurch sie zu Verletzungen von Zunge und Schleimhaut führen können. Die Hengstzähne, die im Übrigen auch bei Stuten vorkommen können, liegen mitunter in der natürlichen Zahnlücke zwischen Schneide- und Backenzähnen, wo sie Schmerzen bei der Nutzung eines Trensengebisses hervorrufen können.
Letztlich können Pferde auch von den uns Menschen meist gut bekannten Problemen wie Karies und Zahnstein geplagt werden. Unbehandelt führen auch diese zu mitunter starken Schmerzen und einer Verschlechterung des Zahnzustands.

Um all diesen Problemen vorzubeugen, ist die richtige Vorsorge besonders wichtig.  Die größte Rolle spielt dabei die regelmäßige Kontrolle durch den Tierarzt. Bei Jungpferden zwischen 2,5 bis 4,5 Jahren sollten die Zähne halbjährlich kontrolliert werden, anschließend reicht eine Kontrolle pro Jahr. Anderes gilt, wenn das Pferd bereits bekannte Anomalien oder Fehlstellungen im Gebiss aufweist, dann sollte der Tierarzt zwei Mal jährlich vorbeikommen. Da die Abnutzung der Pferdezähne mit dem Alter steigt, sollten Pferde ab 15 Jahren ebenfalls alle sechs Monate kontrolliert werden, um neu auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen und die Verschlechterung von bestehenden Problemen zu vermeiden.

Positiv auswirken können sich ebenfalls bestimmte Fütterungs- und Haltungsbedingungen. Raufutter, ausgiebiger Weidegang, sowie die Gabe von ungefährlichem Knabberholz wie Ästen von Pappeln, Weide oder Birke unterstützen die Zahngesundheit. Vermieden werden sollte die Fütterung von zuckerhaltigem Futter, eine Leckerli Gabe sollte ebenfalls nur in Maßen erfolgen. Weist das Pferd bereits Zahnprobleme auf sollte das Futter entsprechend angepasst werden. Ratsam ist hierbei die Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt, grundsätzlich empfehlenswert ist aber ein leicht zu verdauendes Futter, feineres Heu, sowie die Verteilung des Futters auf mehrere kleinen Mahlzeiten.